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Man möchte meinen, die Online-Welt wäre multilingual. Immerhin geht es im Internet doch um Vernetzung und Kommunikation. Doch sprachlich kommt man hier ohne Englisch nicht besonders weit. Das heißt für uns Deutsche dann wohl: Her mit den Anglizismen!

Ja, ich gebe es zu: Die Sprache des Internets ist Englisch. Die bekanntesten Entwickler, die beliebtesten Apps und die größten Social-Media-Plattformen stammen alle aus dem englischsprachigen Raum. Kein Wunder also, dass Schlagwörter und Buzzwords hier geprägt und dann als Anglizismen in die deutsche Sprache übernommen werden. Englisch ist die internationalste Sprache der Welt und wird von mehr als 1,1 Milliarden Menschen gesprochen – doch nur knapp 400 Millionen von ihnen sind Muttersprachler. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, dass von den etwa 2,5 Milliarden Internetnutzern mindestens jeder dritte Englisch spricht.

Twittern und downloaden? Oder doch lieber zwitschern und runterladen?

Anglizismen werden zumeist dann Teil der deutschen Sprache, wenn es für sie keine passgenaue Übersetzung gibt, es sich um Firmen- oder Produktnamen handelt oder sie von der Jugendsprache resorbiert werden. So wurde beispielsweise der Begriff „Laptop“ komplett aus dem Englischen übernommen, da „auf-dem-Schoß“-Rechenmaschine zwar deutsch, aber nicht besonders eingänglich ist. „Googeln“ ist ein weiterer Anglizismus, der sogar an die deutsche Grammatik angepasst wurde und nunmehr als Verb verwendet wird. Die deutsche Jugendsprache bedient sich verschiedener Anglizismen aus der englischsprachigen Pop- und Musikkultur und versorgt die deutsche Sprache mit Begriffen wie „Fake“, „Selfie“, „twittern“ und „twerken“. Angesichts der zunehmenden Globalisierung wird sich diese Entwicklung tendenziell sogar eher verstärken als zurückgehen.

 Mehr Anglizismen dank mehr Globalisierung

Laut dem (N)Onliner Atlas 2012 waren im Jahr 2012 etwa 70 Prozent der deutschen Internetnutzer unter 50 und es ist davon auszugehen, dass wiederum etwa 80 Prozent dieser Englisch sprechen oder verstehen. Von ihnen werden sich also nicht viele darüber ärgern oder wundern, dass die englischen Begriffe in der deutschen Internetsprache zunehmen. Bis heute ist es immer noch die Generation 60 plus, die sich an der Zunahme der Anglizismen in der deutschen Sprache stört. Im Gegensatz dazu spielt sich im professionellen Bereich sowieso fast alles online ab. Aber auch sonst: Wir sind dauerhaft online, abhängig von Google und schauen zu Joe Pulizzi auf, und für Bewerber sind gute Englischkenntnisse Einstellungsvoraussetzung. Ohne Englisch kommen wir nicht weit – auch oder schon gar nicht im Content-Marketing. Denn die meisten einschlägigen News und Blogs kommen – wir haben es ja erwartet – aus dem englischsprachigen Raum.

Content-Marketing ohne Anglizismen? Nein, Danke!

In der Marketingwelt gibt es um die im deutschen Durchschnitt nicht sehr beliebten Anglizismen also kein Herumkommen mehr, da es sich in der Marketingbranche meist um Fachbegriffe handelt. Während sich laut einer Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) noch rund 40 Prozent der Deutschen an den Anglizismen stören, sind sie in der Branche mittlerweile selbstverständlich. Genau dies ist der Grund, warum wir unsere Anglizismen auch den ganzen Tag feuchtfröhlich durch die Gegend werfen und einfach hoffen, dass unser Gegenüber uns versteht. Im Kundengespräch ist es meistens kein Problem, sich über Conversion, Monitoring-Tools und Content-Strategien zu unterhalten, aber meiner Oma zu erklären, was ich im Editorial Team eines auf Content-Marketing spezialisierten Start-ups mache, war dann schon etwas schwieriger.

Und das Online-Marketing wird auch auf lange Sicht nicht ohne seine Anglizismen auskommen. Denn die englischen Fachbegriffe sagen einfach genau das aus, was wir meinen – wieso sollten wir sie also übersetzen und möglicherweise sogar noch Abstriche bei deren Auslegung machen? Hat „Content Measurement System“ wirklich die gleiche Bedeutung wie „Inhalts-Messsystem“? Sind White Papers tatsächlich das Gleiche wie „Weiße Papiere“? Weiterhin spielen Vernetzung, Netzwerken und das Pflegen von Partnerschaften eine wichtige Rolle im Content-Marketing. Da sich dies auch im internationalen Bereich abspielt, ist es für uns Content-Marketer unglaublich wichtig, englische Fachbegriffe zu kennen und richtig zu verwenden. (Wir alle wissen ja, wie amüsiert unsere anglophonen Freunde sind, wenn wir Deutschen von unseren „Handys“ reden und eigentlich unsere „Mobile Phones“ meinen.)

Lieber drüber hinwegkommen, statt sich aufzuregen

Für die Internetnutzer des 21. Jahrhunderts heißt das, dass der wachsende Einfluss der englischsprachigen Welt auf das World Wide Web ein Prozess ist, dem sie wenig entgegenzusetzen haben – ob im privaten oder geschäftlichen Bereich. Sicherlich steht es jedem frei, Anglizismen zu verwenden oder zu vermeiden – schließlich sind wir ja selbstbestimmt. Im professionellen Bereich des Arbeitslebens wird die Sache aber vermutlich schon schwieriger werden. Wer zum Beispiel von seinem Chef den Auftrag bekommt, mal ein bisschen die Werbetrommel für die Unternehmenswebseite zu rühren und daraufhin „Inhaltswerbung“ statt „Content-Marketing“ in seine Suchmaschine einwirft, wird mit den Suchergebnissen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht besonders zufrieden sein, da sie den Nagel nicht genau auf den Kopf treffen werden.

Sehen Sie es uns Inhalt-Vermarktern also doch bitte nach, dass wir rücksichtlos die deutsche Sprache mit lästigen Anglizismen verschandeln – wir können nicht anders. Und glauben Sie mir: Mit Sicherheit haben Sie heute mindestens schon drei Anglizismen benutzt, ohne es überhaupt zu merken. Haben Sie zum Beispiel heute schon etwas gegoogelt? Oder sich ein Brot getoastet bevor Sie am Morgen Ihre Jeans angezogen haben? Sehen Sie! Unsere lieben Anglizismen gehören schon zum Alltag dazu. Oder wollen Sie bei McDonalds an der Kasse gern ein „aufgewärmtes Brötchen mit einem Rinderhackfladen“ bestellen?

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